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Kapitel 16 - Tonarten und das Dazwischen

Zwischendominante und Tonika

Die Tonika ist das tonale Zentrum wie wir wissen, und die Dominante führt dorthin. Wie im vorigen Kapitel gesehen, können Dominanten aber auch genutzt werden, um andere Akkorde innerhalb einer Progression (Akkordwechsel) anzusteuern. Da in diesem Fall nicht auf das eigentliche Zentrum hingedeutet wird, haben wir auch keine Dominante, die sich auf der V der Tonart befindet. Solche Dominanten werden Zwischen Dominanten (ZwD) genannt. Der Akkord auf den sie hinzielen, sofern er nicht selbst eine Dominante ist, wird damit zur Zwischen Tonika (ZwT).
Ein Beispiel (in G):
|G (j7)|C (j7)|B m(7)|E7|
|T|SD||ZwD|
|A (j7)|B m(7)|D (j7)|D7|
|ZwT|||D|

Damit Zwischendominanten sich von Dominanten unterscheiden, wird ihnen bevorzugt die #11 als Tension gegeben. An Tonleitermaterial bietet sich hierfür MM IV (mixolydisch #11) an. Im englischen Sprachraum wird für diese Tonleiter gern der Ausdruck lydisch b7 (lydian b7) verwendet. Hierbei handelt es sich lediglich um eine andere Sichtweise auf das Tonmaterial. Ich persönlich finde aber mixo #11 treffender, da mixolydisch ja bereits sagt, dass es eine Dominante ist, während lydisch ja einen Dur Akkord implizieren würde, auch wenn der b7 Fortsatz dies korrigiert.

Tonartwechsel

Das was wir oben gesehen haben, sind bereits Tonartwechsel. Im vorigen Beispiel wird von G Dur nach A Dur gewechselt und wieder zurück. Dominanten geben uns aber auch die Möglichkeit das Tongeschlecht zu wechseln. Wollen wir das tun, ist die Antwort einfach: alterierte Dominante. Da in Moll die Dominante sowieso Alterationen besitzt, ändert sich dadurch eigentlich nichts. Egal ob wir von Dur nach Moll oder umgekehrt wechseln.
Hier anhand einer II - V - I die von G Dur nach G Moll wechselt (Paralelltonart).
|A m7|D7 / alt|G m(7)|E7|
|II|V|I|VI (ZwD)|

Welche Alterationen verwendet werden sollten, wird oft durch die darüberliegende Melodie vorgegeben. Bei aller Freiheit in der harmonischen Gestaltung, die wir bisher erhalten haben, gibt es etwas, das uns die Auswahl an Möglichkeiten doch einschränkt:
Die Melodie (führende Stimme), welche über einem Akkordwechsel gespielt wird. Sie ist es, der alle diese harmonischen Möglichkeiten dienen sollen.